Den Satz „Ich möchte mein Glück nicht von meinem Beziehungsstatus abhängig machen“ habe ich schon öfters in meiner psychologischen Beratung von meinen KlientInnen gehört. Doch was genau ist mit dieser Aussage eigentlich gemeint? Ich möchte heute gern die Facetten des Wörtchens „Glück“ in dieser Aussage etwas beleuchten. Die Bedeutung von Glück ist natürlich sehr indiviuell, aber vermutlich lässt sich auch hier etwas finden, das viele Menschen gemein haben.
Glück = immer angenehme Gefühle?
Wenn „Glück“ bedeutet, sich durchweg gut zu fühlen, das heißt die allermeiste Zeit angenehme Gefühle zu haben, muss ich eine Spielverderberin sein. Das ist schlicht unmöglich und vollkommen realitätsfern. Vielleicht ist da jemand in deinem Leben, der dir viel Wert ist, den du gerne hast, und dann gibt es mit demjenigen Probleme, z.B. einen nicht lösbaren Konflikt, oder eine Krankheit. Wenn dann der Wunsch besteht, bitte nicht so leiden zu müssen, würde sich das den Naturgesetzen widersprechen – denn die Medaille hat immer zwei Seiten. Jemanden gern zu haben geht mit angenehmen Gefühlen einher, aber auch immer mit unangenehmen Gefühlen, nämlich dann, wenn wir das, was wir haben, auf die eine oder andere Art verlieren könnten. Gefühle kommen immer im Paket – wer die angenehmen möchte, muss auch bereit sein, die unangenehmen hinzunehmen.
Welche Emotionen du fühlst, ist also aller meistens auch von dem Verlauf deiner Partnerschaft abhängig. Hier gibt es nur wenige Ausnahmen – hast du zum Beispiel viel Schmerz erfahren, bist du vielleicht in ein Gefühl der Taubheit gekommen. Dann spürst du nicht besonders viel Schmerz, aber ansonsten eben auch nicht viel. Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung ist auch relativ egal, wie es ihrem Partner geht, aber höchstwahrscheinlich fallen weder du noch deine Partnerin in diese Kategorie.
Glück = Selbstakzeptanz & -liebe?
Vielleicht bedeutet Glück für dich aber auch zu Wissen: „ich bin liebenswert so wie ich bin“, unabhängig davon, ob du dich gerade in einer Beziehung befindest oder nicht, und unabhängig von den Problemen, die sich gerade in deiner Beziehung zeigen. Dieses Wissen ist für viele von uns allerdings nicht immer unantastbar. Vielleicht hast du eine Beziehung erlebt, in der dir Verachtung entgegengebracht wurde. Oder du wurdest gerade frisch verlassen, oder auf eine andere Art und Weise von jemandem zurückgewiesen.
Dann kann dein Kopf natürlich mit allerlei zweifelnden Gedanken bezüglich deiner eigenen Liebenswürdigkeit daher kommen. Oder vielleicht bringst du aufgrund deines Heranwachsens oder anderen Erfahrungen eine besondere Verletzlichkeit mit, wenn es um das Thema Liebenswürdigkeit geht. Viele wissen um bestimmte Erfahrungen. Und der Ansatz der meisten Menschen ist es, diese aus ihrem Leben zu verbannen. Doch meist klappt das nicht. Wenn du dann beispielsweise eine Zurückweisung erfährst, ist da ein Teil in deinem Herz, der mitbekommt, dass dort eine alte Wunde getroffen wird. Auch wenn der Kopf sagt „Das sollte mich nicht so treffen, stell dich nicht so an“.
Hier kann das Thema Selbstfürsorge und -mitgefühl ins Spiel kommen. Wie kannst du dich selbst hegen und pflegen, dir gutes Tun, und eine liebevolle Einstellung zu allen Facetten deiner Selbst finden?
Eine wunderschöne Erinnerung daran, dass wir für immer von dem Kind in uns geformt werden, stellt z.B. der Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens dar. Sehr spannend geschrieben kann es vielleicht helfen, auch deinen Blick etwas liebevoller auf deine schmerzhaften Erfahrungen und vermeintliche Schwächen deiner Person zu lenken. Vielleicht kann es auch dabei helfen zu verstehen, dass die Menschen, die deine Liebenswürdigkeit nicht sehen, arm dran sind, und nicht du selbst.
Vielleicht bedeutet Glück für dich aber auch was anderes, als durchweg angenehme Gefühle zu haben (was sowieso unrealistisch ist) oder das innere Wissen, liebenswert zu sein, genauso wie man ist. Was soll es sein, von dem du dein Glück abhängig machen willst? Teile es gerne in den Kommentaren.