Wenn Sorgen überhandnehmen: Zurück zu mehr Leichtigkeit

Junge Frau sitz in der Stadt an einem Tisch - Sich Sorgen bringt dich meist nicht weiter

Vielleicht kennst du das: Du liegst abends im Bett und dein Kopf hört einfach nicht auf zu kreisen. Gedanken an die Arbeit, an eine Entscheidung, die du treffen musst, an deine Kinder, die Zukunft, vielleicht auch alles auf einmal. Oft ist damit für KlientInnen das Gefühl verbunden, innerlich nur schwer zur Ruhe zu kommen. Und oft steckt dahinter eines: Ängste.

Kennst du Gedanken wie:
„Wie formuliere ich das, ohne den Ärger meiner Chefin auf mich zu ziehen?“
„Was, wenn ich im Job etwas übersehe?“
„Bereue ich meine Entscheidung irgendwann?“

 

Sorgen und Ängste sind grundsätzlich hilfreich, um sich vor Gefahren und vergeblich investierter Energie zu schützen und sich gut auf Herausforderungen vorzubereiten – und im richtigen Maße durchaus zielführend. Früher wurde mit denselben Mechanismen unser Überleben gesichert. Heute ist das Problem: Unser Gehirn reagiert auf Deadlines, Konflikte oder „die Qual der Wahl“ fast so, als ginge es ums Überleben. Eben dieses Absichern ist in der Komplexität und den Freiheiten unseres heutigen Alltags eine echte Herausforderung für die mentale Gesundheit. Im folgenden Artikel erfährst du:

 

  • Anzeichen für und Merkmale von Sorgen im Übermaß

  • Konsequenzen von übermäßigem Sorgen

  • wie du vom Sorgen in einen gesünderen und ausgeglicheneren Alltag kommst

 

Merkmale für Sorgen im Übermaß

 

Wenn du mehrere der folgenden Punkte bei dir wiedererkennst, nehmen die Sorgen dir wahrscheinlich mehr, als sie bringen:

  • Dein Körper ist oft angespannt; du bist leicht reizbar, unruhig oder schläfst schlecht.

  • Deine Stimmung ist häufig negativ.

  • Du fühlst dich oft unsicher oder hilflos gegenüber dem, was passieren könnte.

  • Deine Aufmerksamkeit bleibt immer wieder bei möglichen Gefahren hängen.

Wenn mehrere dieser Punkte stimmen, ist das ein Zeichen, dass Sorgen für dich belastend geworden sind – nicht nur „nützliches Vorsorgen“.

 

Ein weiteres Problem des Sich-Sorgens: Es nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch, bis du dich tatsächlich auf alles, was schwierig oder bedrohlich ist, gut vorbereitet fühlst.

Und dann lass uns überlegen, was passiert, wenn du mehr und mehr Szenarien durchspielst, um Sicherheit zu erlangen: Bleiben wir beim Szenario mit der Chefin. Je mehr Formulierungsmöglichkeiten du durchgehst, desto mehr Varianten einer möglichen Reaktion deiner Chefin kommen auf. Es passiert also eher das genaue Gegenteil: Statt eines Gefühls der Sicherheit bekommst du mit jedem Szenario mehr Aufmerksamkeit für all das, was schiefgehen kann.

Vielleicht kennst du auch das Problem, dass dich beim Gedanken an eine Herausforderung direkt ein anderes Problem anspringt. Dein Geist springt von einem Problem zum nächsten, beleuchtet, was alles schwierig ist oder schiefgehen könnte, und damit ist vielleicht eine andere Sache verbunden, die auch noch unerledigt ist, usw. Erst die Arbeit, dann die Zukunft, dann die Beziehung. Du kreist – aber du kommst nicht weiter. Es fühlt sich an, als würdest du innerlich arbeiten, aber nichts wird wirklich leichter.

 

Konsequenzen des Sich Sorgens

 

Mit meinen KlientInnen betrachte ich gerne kurzfristige und langfristige Folgen ihrer Strategien.


Kurzfristig fühlt sich das Sorgen oft hilfreich an – vielleicht hast du das Gefühl, Kontrolle und Sicherheit zu schaffen oder dich wenigstens auf das Schlimmste vorzubereiten. Das ist bis zu einem bestimmten Punkt durchaus realistisch.
Langfristig kostet das Sorgen viel Zeit, Energie, Schlaf und Leichtigkeit. Es ist, als würde man sich das eigene Vertrauen in sich selbst nehmen. Durch ewiges Vorbereiten wird das Selbstvertrauen, dass man die Situation schon irgendwie meistern wird, untergraben, und die Zweifel an der eigenen Handlungsfähigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft gewinnen Oberhand.


Unterm Strich geht die Rechnung also leider oft nicht auf. Und dann kommt die Frage auf: Wie umgehen mit der Angst, wenn nicht durch Sorgen?

 

Wie du Ängsten und Sorgen begegnen kannst

Anzuerkennen, dass dich deine Ängste teils im Griff haben, ist der erste wichtige Schritt, um besser mit ihnen umzugehen. Von hier aus kannst du:

Teilen, statt schweigen

Vielleicht hast du den Eindruck, niemand teilt deine Sorgen. Teile sie trotzdem — mit Freundinnen oder vertrauten Menschen. Wer sich zurückzieht, isoliert oder schweigt, fühlt sich zunehmend einsam, was keine gute Grundlage für die eigene Zuversicht und Motivation darstellt. Viele Menschen haben den Eindruck, mit ihren Sorgen alleine dazustehen – doch sei gewiss, dem ist nicht so. Zu wissen, „wir sitzen im selben Boot“, nimmt Isolation, schafft Verbundenheit und macht Mut.

Wahrnehmen, dass Vorbereitung nicht gleich Handlung ist

Die Forschung zeigt deutlich: Je länger wir passiv verharren oder uns nur „vorbereiten“, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich ins Handeln zu kommen. Das gilt gerade bei schwierigen Situationen – etwa dem Gespräch mit der Vorgesetzten. Je länger du abwartest, desto schwerer wird es, das Thema wirklich anzugehen.

Schauen, was „gut genug“ ist

Perfekte Vorbereitung ist selten nötig, um loszulegen. Oft reicht „gut genug“, um einen ersten Schritt zu machen – und genau dieser Schritt bringt mehr als endloses Planen.

Die magische Zutat nutzen, die auch Goethe nutzte

Goethe bringt es auf den Punkt: „Erfolg hat drei Buchstaben: TUN.“ Wirkliche Veränderung entsteht nicht aus immer neuen Überlegungen, sondern aus Handlungen. Probieren ist häufig hilfreicher als theoretische Perfektion. Statt vom Hundertstel ins Tausendstel zu geraten, riskiere neue Versuche, um echtes Feedback und Klarheit zu gewinnen.

Gefühle anerkennen und Handlungsspielraum erkunden

Wenn du dich sorgst, beschäftigst du dich mit dem, was nicht in deiner Kontrolle liegt (oder liegen wird). Ein zentraler Teil des Prozesses ist also, die verbundenen Unsicherheiten und Ängste wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. Gleichzeitig lohnt es sich, den realen Handlungsspielraum zu prüfen: Was kannst du trotz Unsicherheit konkret tun? Wie möchte ich meinen Alltag verbringen?

Eventuell professionelle Unterstützung nutzen

Eine Psychologin kann dich dabei begleiten, sowohl die emotionalen Hürden besser zu regulieren als auch konkrete Schritte zu planen, die dich tatsächlich ins Tun bringen, um ein Leben aufzubauen, welches du gerne lebst.

Sorgen sind also ein sinnvoller Mechanismus – allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem sie dir übermäßig Zeit, Energie, Vertrauen und innere Ruhe rauben. Wichtig ist nicht, die Gedanken sofort verschwinden zu lassen, sondern sie zu bemerken, ihnen mitfühlend zu begegnen und zugleich kleine, konkrete Schritte zu wagen (gut genug statt perfekt). Teilen, ausprobieren und den eigenen Handlungsspielraum prüfen, helfen dir, aus dem Gedankenkarussell herauszukommen.


Eventuell hast du nicht nur sorgenvolle Gedanken um die Zukunft, sondern auch um die Vergangenheit und verbringst generell viel Zeit in Gedanken? Dann kann mein Artikel über das Grübeln spannend für dich sein. Fandest du meinen Beitrag hilfreich? Teile ihn gerne mit Freundinnen und Bekannten, falls du denkst, er könnte für sie hilfreich sein.

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