Was bedeutet eine langjährige glückliche Beziehung und wie fühlt sie sich an?

Die Liebe hat 3 Phasen – Den Rausch der Verliebtheitsphase, die Phase in welcher Vertrauen gebildet wird und die Phase, in der sich die PartnerInnen für oder gegen Loyalität entscheiden.

In der ersten Phase empfindest du hauptsächlich Positives – Aufregung, Freude, Verliebtheit. Du wirst von Serotonin, Oxytocin, Dopamin und weiteren Hormonen überschüttet und kannst an nichts anderes als dein Bedürfnis nach Nähe zu deinem neuen Partner denken. In der zweiten Phase findest du heraus, ob deine Partnerin für dich da ist – kannst du dich ihr anvertrauen, kann er dich verstehen, könnt ihr miteinander reden und Empathie füreinander zeigen? Findet ihr nach Auseinandersetzungen wieder zusammen? Unter die positiven Empfindungen mischen sich jetzt natürlicherweise auch ein paar negative. In der letzten Phase lässt du dich entweder (Lebens-)lang auf deine Partnerin ein oder denkst immer wieder über potenzielle bessere Alternativen nach.

Wenn du diese dritte Phase deiner Beziehung überwunden, dich für das Zusammenbleiben entschieden hast und ihr euch schon seit ein paar Jahren kennt, fühlt sich das natürlich anders an, als das, was du zu Beginn deiner Beziehung gespürt hast.

 

„oh simple thing, where have you gone, I’m getting old and I need something to rely on”

 

Vielleicht fühlt es sich für dich so an, wie Keane es in seinem Lied „Somewhere only we know“ ausdrückt. Wo ist sie hin, die Einfachheit, die Unbeschwertheit? Man kann die Sehnsucht danach fühlen. Kann ich sie wiederfinden, an einem neuen Ort (physisch oder psychisch), mit meinem Partner?

Sicher ist, dass eine langjährige glückliche Beziehung nicht nur aus positiven Gefühlen besteht. Das mag zu Beginn einer Beziehung so sein, aber das ändert sich. Es ist vollkommen normal, eine ganze Bandbreite an positiven und negativen Empfindungen zu haben – Traurigkeit oder Wut, z.B. dann, wenn dein Partner sich anders verhält, als du es dir wünschst. Gefühle von Ungerechtigkeit z.B. dann, wenn du das Gefühl hast, die Verpflichtungen deines Partners innerhalb der Beziehung sind leichter zu tragen als deine eigenen. Scham oder Schuld, z.B. dann, wenn du für deine Bedürfnisse eingestanden hast, das aber auf Kosten der Bedürfnisse deiner Partnerin geht.

Weshalb schreibe ich trotzdem von einer glücklichen Beziehung? Weil eine Beziehung auch glücklich sein kann, selbst wenn sie Gefühle verschiedenster Art beherbergt. Und eine langjährige Beziehung, in der solch negative Gefühle nie präsent sind, einfach utopisch ist. Vielmehr geht es darum, die Normalität darin anzuerkennen, zu schauen, welche Bedürfnisse hinter deinen Gefühlen stecken, gemeinsam Sinn zu finden und auch Platz für Positives zu schaffen. Und es gibt Phasen, in welchen es kaum möglich ist, einen solchen Platz zu schaffen. Akzeptanz dafür, und einen Ausblick auf die nächste Phase zu entwickeln, kann hier helfen.

Zudem ist es wichtig, sich das große Ganze klar zu machen. Wenn du dich für deinen Partner entschieden hast, und es wertgeleitet auch immer wieder tust, kannst du auch negative Gefühle oder Phasen mit hoher Belastung überwinden. Zweifelsohne kann auch hier professionelle Hilfe unterstützend wirken.

In welcher Phase deiner Beziehung befindest du dich gerade? Löst Keanes Lied etwas bei dir aus? Was ist deine Einstellung zu schwierigen Beziehungsphasen? Ich freue mich, davon in den Kommentaren zu lesen.

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